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Autobiographie: Werden Sie lebendig

Autobiographie schreiben

Was haben Autobiographie und Roman gemeinsam? Sie sind erzählende Formen; und sie sollen spannend sein. Das geht in der Erzählung, im Roman und in der Autobiographie ganz ähnlich. Nämlich mit Moral und lebendigen Figuren, die Sie in einen erbitterten Konflikt gegeneinander hetzen. Und mittendrin sind Sie …

Ohne Moral der Geschichte geht nichts – das wissen Sie. Anhand der so genannten Prämisse richtet sich alles aus: die Handlung, die Personen und der zentrale Konflikt zwischen ihnen. Wie bei einem Magnetfeld mit einem starken Magneten, der alles Eisen in seine Richtung zieht. Die Moral der Geschichte ist Ihr Leitfaden. Und das gilt für literarische Werke ebenso wie für Ihre Autobiografie – denn auch hier wollen wir Spannung pur.

Wie aber erschaffen Sie lebendige Personen? Lajos Egri drückt das in seiner Schreibschule („Dramatisches Scheiben“) so aus: Schaffen Sie dreidimensionale Personen. Was ist das? 

Schreiben Sie die Biografie Ihrer Figuren

Dreidimensional wird eine Figur, über die wir schreiben, immer, wenn Sie ihr alle Eigenschaften geben, die ein normaler Mensch auch hat – nur ein bisschen ausgeprägter, damit die Figur interessant wird: Aussehen (Physis), soziales Milieu, Geist und Seele (Charakter). Dazu müssen Sie alles über Ihre Helden wissen – und über den Gegenspieler auch. Das ist in Ihrem Fall leicht – denn eine der Figuren sind Sie. Und Ihren Gegenspieler im realen Leben kennen Sie auch in- und auswendig.

Viele Autoren schreiben Biografien über Protagonisten und Antagonisten. Wo kommen sie her, wer sind ihre Eltern, wie war die Kindheit, was lieben sie, was hassen sie? Das ist auch eine Aufgabe für Ihre eigene Biographie – tragen Sie so viel wie möglich zusammen. Bringen Sie sich dazu in die unglaublichsten Situationen – fiktiv – und notieren Sie, wie Sie sich darin verhalten werden. Stimmig verhalten wohlgemerkt, der Leser hasst nichts so sehr wie unglaubwürdige Handlungsstränge.

Ein Interview sagt alles

Eine tolle Möglichkeit, ihre Figuren kennen zu lernen, ist das Interview. Löchern Sie sich und Ihren Gegenspieler mit Fragen, bis Sie ALLES über sie wissen. Danach schreiben Sie die Autobiographie neu. Sie als Autor müssen Ihre Figuren im Schlaf kennen. Träumen Sie ruhig oft von ihnen, das hilft.

Autobiographie: werden Sie lebendig

Wenn Sie die Figuren Ihrer Autobiographie mit Eigenschaften versehen, die Ihr Buch lebendig machen, so müssen die groß sein, raumfüllend, beeindruckend. Ihre Personen brauchen ein ausgewachsenes Ego. Schüchterne Mauerblümchen bewundert niemand; es sei denn, die Heldin ist am Anfang ein Mauerblümchen und am Schluss die strahlende Schönheitskönigin der Schule. Zum Beispiel. Auch die stimmige Entwicklung Ihrer Charaktere würzen Ihr Buch.

Ein paar Kratzer im Lack

Vergessen Sie aber bitte nicht: Sie als Held sind nicht nur strahlend, Sie dürfen ruhig ein paar Kratzer im Blech haben. Und der Gegenspieler ist nicht nur fies, er hat auch gute Eigenschaften. 

Entwickeln Sie alles stimmig aus dem Werdegang Ihrer Figuren heraus (Biografie!).

Der Leser möchte Emphase empfinden, mitgerissen werden. Das wird er nur, wenn der Held nicht nur übermenschliche Züge zeigt, und der Fiesling gute Eigenschaften hat.

Wenn Sie das konsequent gemacht haben und sich in der notwendigen Geduld geübt haben, sind Ihre Personen lebendig. Der weitere Vorteil: Sie wissen ganz genau, wie sich Protagonist und Antagonist in den jeweiligen Situationen, in die sie der Roman führt, verhalten werden. Sie agieren stimmig, aus ihrer Biografie heraus.

Spannung mit Handlung schaffen

Spannende dreidimensionale Figuren ergeben aber nur aus der Handlung. Deshalb ist die Moral so zentral, weil Sie Ihnen den Handlungsrang der Geschichte vorgibt – das, was Ihnen und Ihren Figuren wichtig ist und was Sie alle gemeinsam beweisen werden mit Ihrer Geschichte.

Und wie kommt Spannung in die ganze Sache? Lassen Sie jetzt Held und Gegenspieler aufeinander prallen. Beide wollen unbedingt etwas; etwas, das es nur einmal gibt, wie den Schatz der Nibelungen – darum kämpfen letztlich Siegfried und Hagen bis zum bitteren Ende; natürlich darf es auch noch Nebenmotive geben wie die Liebe zur gleichen Frau, der gemeinsame Markt für Ihre beider Firmen. Welches das Hauptmotiv ist, liegt an Ihnen und Ihrem Leben – bleiben Sie aber unbedingt dabei, wechseln Sie nie das Hauptmotiv! 

Ein Motiv für das ganze Buch

Sollten Sie bemerken, dass Ihr Motiv für das ganze Buch nicht reicht, wählen Sie ein anderes.

Die andere Möglichkeit, die Helden aufeinander prallen zu lassen: Der eine will etwas, der andere genau das verhindern. Also: Der Gegenspieler will den weißen Delfin fangen, der Held ihn retten. Beide mit aller Macht und allen Mitteln. 

Das Aufeinanderprallen von Held und Gegenspieler in immer neuen Situationen schafft Ihren zentralen Konflikt in der Autobiographie. 

Ihr Leben | Ihr Buch

Um die Spannung zu halten, müssen Sie den Helden einen Konflikt nach dem anderen aus dem Weg räumen lassen – und kaum hat er eine Hürde genommen, baut sich die nächste, höhere vor ihm auf. Ein wahrer Held kommt nie wirklich zur Ruhe.

Der Höhepunkt Ihrer Geschichte ist erreicht, wenn der finale Showdown stattfindet, in dem einer der beiden Gegenspieler sieht – und die Moral der Geschichte (Ihre Prämisse) bewiesen wird.

Dreimal neu schreiben

Die Anleihen aus dem Romanschreiben mögen Ihnen helfen, ihre Autobiographie zu strukturieren. Ein Tipp zum Schluss: Lassen Sie Ihr Manuskript danach – wenn möglich – ein Jahr in der Schublade, lesen Sie es sich dann laut vor, sich und anderen – und schreiben Sie danach alles noch dreimal neu. Mindestens. Dann haben Sie einen guten Autobiographie geschrieben.

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