Zum Inhalt springen

Verständliche Texte arbeiten für Sie

Nutzen Sie Ihre Chance und schreiben Sie Ihre Artikel selbst. Die überlasteten Redaktionen werden froh sein über professionelle Texte. Bemühen Sie sich dabei aber um ein verständliches Deutsch. Und eine schöne Sprache.

Das Wichtigste zuerst

Ich weiß: Heutzutage ist es schwer, gut zu schreiben. Das liegt einerseits an den nachlassenden Fähigkeiten vieler Menschen, sich schriftlich klar auszudrücken. Das liegt andererseits auch am Publikum – es schätzt schöne Sprache immer weniger. Bild und sonst nichts – und das möglichst bewegt. Alleine das zählt heute. Lassen Sie sich nicht irre machen. Das sollte für Sie doppelter Ansporn sein, schön und gut zu schreiben. Denn, ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Gut geschriebene Texte sind ein Juwel auch für Ihren Verkauf.

Oberste Richtschnur für einen (journalistischen) Text ist die Verständlichkeit. Dahinter tritt alles andere zurück. Und um sich verständlich zu machen, stellen Sie das Wichtigste an den Anfang. Das dient außerdem dazu, dass Ihre Leser gleich wissen, worum es geht. Was wiederum der Verständlichkeit dient.
Machen Sie den Test – wie erzählen Sie?

Wie erzählen Sie?

Stellen Sie sich vor, Sie haben Elvira Huber in der Stadt getroffen. Sie war vor fünf Jahren wegen Bankraubes zu Gefängnis verurteilt worden. Da Sie ein netter, vorurteilsfreier Mensch sind, haben Sie sich sogar mit Elvira Huber unterhalten. Sie kommen nach Hause und erzählen Ihrem Mann davon. Wie berichten Sie Ihr Erlebnis? Wahrscheinlich sehr direkt. „Du, Schatz, stell dir vor, ich habe heute Elvira Huber in der Stadt getroffen …“

Nicht schwadronieren

Und nicht: „Du weißt ja, ich wollte heute eigentlich meinen Waldlauf machen, aber ich hatte immer noch Schmerzen im rechten Knie. Also, dachte ich, fahr doch mal stattdessen in die Stadt und geh ins Café Bauer. Du weißt schon, das neue Café, direkt am Marktplatz, das vergangenen Herbst aufgemacht hat. Nachdem der Vorbesitzer Pleite gemacht hatte. Hey, das ist vielleicht ein Laden. Komplett umgebaut, mit rotem Plüsch und großformatigen Gemälden an den Wänden. Schick, sagte ich dir. Aber ich greife vor. Als ich den Bus bestieg …“ Hier folgt das ganze Erlebnis mit einem mürrischen Busfahrer und unverschämten Schulkindern und dem betrunkenen Nachbarssohn. Ehe dann wieder im Café nach zehn Minuten der Nebensatz fällt: „Ach ja, stell dir vor, wen ich im Café Bauer getroffen habe: Elvira Huber. Ja, tatsächlich, die ist wieder draußen und arbeitet jetzt als Sekretärin bei der Firma Wabbelmeier.“

Das Wichtigste zuerst

Nein, so erzählen Sie sicher nicht. Und wenn doch, ist das keine Mitteilung, sondern Folter. Also sollten Sie auch so Ihre Texte schreiben, wie Sie erzählen. Direkt, knapp. Und das Wichtigste nach vorne.

Sieben W-Fragen

Um zu erkennen, was das Wichtigste ist, stellen Sie die sieben W-Fragen: Wer?, Wann?, Was?, Wo?, Wie?, Warum?, Woher? Die Antworten darauf schreiben Sie an den Anfang Ihres Textes, in den Vorspann. Der muss nicht alle sieben W-Fragen beantworten, die wichtigsten aber schon. Der Rest der Antworten folgt gleich danach. Wenn Sie so schreiben, haben Sie die wichtigste Voraussetzung für Verständlichkeit erfüllt: Sie teilen dem Leser direkt und ohne Schnörkel mit, worum es in Ihrem Text geht. Selbst wenn er nach dem Anfang aussteigt, weiß er, was hier Thema ist. Ziel erreicht, Sie haben sich mitgeteilt.

Mit knappem Vorspann

Ein guter nachrichtlicher Vorspann – und um den geht es hier – könnte so aussehen: „Marc Lustig ist der neue Vorsitzende der Metzgerinnung. Die Mitglieder wählten ihn am Mittwoch in ihrer Jahresversammlung im Schöndorfer Ochsen“.

Der Vorspann erfüllt mehrere Funktionen: Er fasst den Abend zusammen – und er arbeitet schon wichtige W-Fragen ab. Die beiden Sätze über Marc Lustig beantworten immerhin die Frage nach dem Wer?, Was?, Wann? und Wo? Und, wenn man so will, auch nach dem Wen? Die Mitglieder wählten Marc Lustig …

Auch Aussteiger informieren

Wer die W-Fragen am Anfang seines Artikels beantwortet, hat die wichtigsten Informationen beisammen. Das ist alleine deshalb wichtig, damit alle Leser, die nach einem oder zwei Absätzen wieder aus dem Artikel aussteigen, über das Wesentliche informiert sind. Wir Journalisten machen uns keine Illusionen über die Zahl der Aussteiger aus unseren Artikeln. Schauen Sie doch mal, wie viele Artikel in Ihrer Heimatzeitung stehen. Wer will die alle von vorne bis hinten lesen? Die meisten Zeitungsleser verwenden für die Lektüre ihrer Zeitung jeden Tag 20 bis 30 Minuten.

Bildunterschriften lesen

Wie lesen Sie? Sie blättern durch, betrachten die Bilder, lesen die Bildunterschriften, manche Überschriften – und wenn Sie manchmal den Vorspann lesen, ist das schon viel. Aber wenn Sie ihn lesen, wissen Sie zumindest über den Verein im Nachbardorf das Wichtigste – wenn der Redakteur sein Handwerk versteht.

Verständlich schreiben

Sie sollten versuchen, Ihre Leser länger an Ihren Text zu fesseln. Das geht, wenn Sie ihn schön schreiben und informativ halten. Wir beantworten also unter anderem deshalb alle W-Fragen am Anfang unseres Artikels, um uns verständlich zu machen. Wenn wir zum Beispiel erst gegen Endes schreiben, dass es die Hauptversammlung ist, um die es geht, enthalten Sie den Lesern eine wesentliche Information vor. Wir lassen sie bis zum Schluss im Dunkeln tappen – sie werden den Text nicht verstehen. Die Verständlichkeit ist auch der Demokratie geschuldet. In einer Volksherrschaft sollten die Produkte der täglichen Information (Medien) so formuliert sein, dass sie das Volk auch versteht. Selbst die oberflächlichen Leser. Literatur zum Thema –> HIER !

Sie können keinen Inhalt von dieser Seite kopieren.
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner